Geschichte

Das Hochschulkontor hatte eine Art Vorläuferorganisation, das multilaterale Projekt „EuroFaculty“, welches von 1993 bis 2005 betrieben wurde und darauf abzielte, einen akademischen Austausch zwischen anderen europäischen Ländern und den neu gebildeten baltischen Staaten aufzubauen*. Die neuen Staaten brauchten eine Grundlage für Beamte, die in Verwaltung und Recht qualifiziert waren, um eigenständig als erfolgreiche Demokratien zu gedeihen.

Im Jahr 2002 wurde die neue Idee erstmals formuliert. Das „Baltikums-Gespräch“ fand in Greifswald statt. Ziel war es, die bestehenden wissenschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu den baltischen Staaten und insbesondere zu Lettland zu evaluieren. Vertreter mehrerer deutscher Regierungsinstitutionen und -organisationen waren beteiligt.

* Wiedererlangte Unabhängigkeit.

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), der die Idee den anderen beteiligten Institutionen vorstellte, wählte den Namen Baltisch-Deutsches Hochschulkontor aus einer Vielzahl von Gründen. Einerseits sollte gezeigt werden, dass Estland und Litauen auch langfristig einbezogen werden sollen, obwohl das neue Projekt in Lettland als Zentralland angesiedelt wurde. Andererseits wurde der Begriff „Kontor“ gewählt, der seine Wurzeln in der hanseatischen Handelssprache hat, um an die bestehenden engen Beziehungen zwischen den baltischen Staaten und Deutschland zu erinnern. Damals wie heute war ein „Kontor“ nicht nur ein Ort des Handels mit Waren, sondern auch mit Ideen. Durch die vielfältige Arbeit des Baltisch-Deutschen Hochschulkontors soll diese historische Beziehung zwischen den baltischen Staaten und Deutschland wieder gestärkt werden und ein Raum sowie eine Plattform für Verbindungen und Begegnungen geschaffen werden.

Das Konzept des Baltisch-Deutschen Hochschulkontors wurde vom lettischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft sowie von beiden großen Universitäten Rigas begrüßt. Im Juli 2004 wurde eine Vereinbarung über die Einrichtung des Hochschulkontors unterzeichnet. Es wurde beschlossen, dass es von den drei Gründungsinstitutionen – dem DAAD, der Universität Lettlands und der Technischen Universität Riga – gemeinsam verwaltet wird. Bei der feierlichen Eröffnung des Baltisch-Deutschen Hochschulkontors im Juni 2005 wurde das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern als vierter Partner in dieses Projekt aufgenommen und zusätzlich das Memorandum über die Baltisch-Deutsche Hochschulkontor unterzeichnet.

Die wissenschaftlichen Veranstaltungen, die während der Hochschulsemester vom Hochschulkontor organisiert werden, erfreuen sich großer Beliebtheit. Durch die Teilnahme an Seminaren, Vorträgen, Themenabenden und Symposien können interessierte Personen an verschiedenen Ansätzen zu wissenschaftlichen Themen teilnehmen. Ein großer Schwerpunkt liegt auf den Dozenten, so dass sowohl ein deutscher Dozent als auch mindestens ein baltischer Dozent das gewählte Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchten können, so dass ein breiter Überblick gewährleistet ist. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Vielfalt der Veranstaltungsorte durch die Organisation von Veranstaltungen in verschiedenen baltischen Städten, einschließlich eines lokalen Dozenten. In den letzten 13 Jahren wurden über 240 Veranstaltungen mit mehr als 11.500 Teilnehmern organisiert.

Seit 2010 können wissenschaftliche Einrichtungen zweimal jährlich die Finanzierung einer Projektidee in mehreren wissenschaftlichen Bereichen beantragen. Für die Bewertung der eingereichten Anträge, für die mindestens eine Zusammenarbeit zwischen einer deutschen und einer baltischen Einrichtung erforderlich ist, wurde ein Beirat aus deutschen, estnischen, lettischen und litauischen Professoren einberufen. In den letzten 10 Jahren wurden 178 Projekte vom Hochschulkontor finanziert und erfolgreich umgesetzt. Viele von ihnen veranstalteten Konferenzen und Seminare, veröffentlichten wissenschaftliche Literatur oder machten auf andere Weise Fortschritte für die wissenschaftliche Welt, während sie gleichzeitig versuchen, die Ergebnisse der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.